Was passiert in Zukunft mit den Rollenbildern?

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Der 8-jährige Sohn hat mir gestern erklärt, er will mal in nem Wohnmobil leben und damit immer zu seiner Arbeit, die ihm richtig Spaß macht, fahren. Seine Frau geht nicht arbeiten, weil er genug verdient. Dadurch müssen die Kinder auch nicht in die Kita. Seine Frau könne sich zu Hause (also im Wohnmobil) um die Kinder kümmern. Er lässt mich ratlos zurück. Denn er kennt nicht eine Familie, wo einer (Mann oder Frau) zu Hause bleibt und nur einer das Geld verdient. Wir leben in Ostdeutschland: alle im Umfeld arbeiten. Alle Frauen. Alle Großmütter (bis auf die Rentnerinnen). Er geht auf ein freie Montessori Schule, ging in eine liberale Kita mit Erziehern und schwulen Vätern. Er erlebt viele Lebenskonzepte bei Freunden als völlig normal (2 Väter, 2 Mütter), wollte selber lange später mal seinen besten Freund heiraten. Wir unterstützen jede seiner Vorstellungen und bewerten nie.

Und dann kommt er mit so nem konservativem Lebensentwurf um die Ecke? (den ich auch wieder nicht bewerten darf oder ihm absprechen darf, ich weiß) Ein Lebensentwurf, der aus seiner Perspektive nicht mal konservativ ist, weil er dieses Modell ja gar nicht kennt.

Ich muss da erstmal drüber nachdenken und frage ihn, ob er denn weiß, dass Mama und Papa die Arbeit Spaß mache, also so richtig Spaß macht, dass sie nicht nur wegen des Geldes arbeiten? Nein, das wusste er nicht.

Und ich denke weiter nach: Mein Sohn erlebt uns zwar viel arbeitend, aber nie auf oder bei der Arbeit. Er hört nur Sätze wie: „Ich muss noch arbeiten.“, „Papa muss noch telefonieren.“, „Ihr müsst heute bei Oma schlafen, weil Mama und Papa erst spät von Arbeit zurück kommen.“ „Mama muss zur Arbeit in eine andere Stadt fliegen und ist zwei Tage nicht da.“

Wie soll er also erleben, dass es nicht nur Pflicht ist, zu arbeiten? Also ist seine Konsequenz für sein Lebensentwurf irgendwie logisch. Er ist ja nicht mit konservativen Mustern geprägt. Ihm geht es nicht um Rangordnung zwischen Mann und Frau. Ich frage mich, was passiert also mit unseren Kindern, wenn Arbeit kein Muss mehr ist, sie aber Arbeit bei ihren Eltern nur als Muss erlebt haben? Was bedeutet das für Rollenbilder, für Familienkonzepte, für den Feminismus? Was passiert, wenn Geld zur Nebensache wird, weil alle versorgt sind? Wie geht dieses Gedankenexperiment weiter?

Das Foto ist übrigens noch aus meiner Zeit bei @tlgg, wo ich meinen jüngsten Sohn von Anfang an mit zur Arbeit nahm. Dieser kleine ist mittlerweile auch 5 Jahre alt, kennt mich aber als Angestellter gar nicht mehr.

#workingmum #kindermund #fragen #alleseinefragederperspektive

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